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Walter Schulze-Mittendorff


  1. 16. Das Testament des Dr. Mabuse – der letzte Film


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Der letzte gemeinsame Film ‚Das Testament des Dr. Mabuse’ ist gleichzeitig der letzte Film von Fritz Lang, bevor er 1933 Deutschland verlässt.


Walter Schulze-Mittendorff

Vorlage für die Maske des ‚Dr. Mabuse’


Durch die Verschleierung der Quelle des Verderbens, ein Gehirn, welches kranke Gedanken produziert, entsteht für die Akteure der Handlung der Eindruck, das Verbrechen verbreite sich, wie aus dem Nebel heraus, unfassbar, und überzöge letztlich die Erde wie ein Fluch.

Das Testament des Dr. Mabuse ist der schreckliche Plan, die ‚Herrschaft des Verbrechens’ zu errichten:

Die Seele der Menschen muss in ihren tiefsten Tiefen verängstigt werden durch unerforschliche und scheinbar sinnlose Verbrechen. Verbrechen … die nur den einen Sinn haben, Angst und Schrecken zu verbreiten. Der letzte Sinn des Verbrechens ist, eine unbeschränkte Herrschaft des Verbrechens aufzurichten – einen Zustand vollkommener Unsicherheit und Anarchie auf den zerstörten Idealen einer Welt, die zum Untergang verurteilt ist. Wenn die Menschen vom Terror des Verbrechens beherrscht, vom Grauen und Entsetzen toll geworden sind, wenn das Chaos zum obersten Gesetz erhoben – dann ist die Stunde der Herrschaft des Verbrechens da.

Zum Schluss überlässt Dr. Mabuse dem Anstaltsleiter aber nicht allein sein Testament. Er selbst tritt als Geist in Professor Baum ein und dieser wird nun innerlich endgültig zu Dr. Mabuse. Die Übertragung von Identität sichert hier dem Verbrechen sein Überleben.

Einige von Fritz Langs Filmen erscheinen wie Menetekel in Hinblick auf die zukünftige Zeit. Dazu gehört auch dieser letzte Film aus Langs Schaffensperiode in der Weimarer Republik. Es scheint, als zeichnete ‚Das Testament des Dr. Mabuse’ eine gerade Verbindungslinie zwischen dem Ende des Ersten Weltkriegs, der das Chaos brachte, bis zum Ende der Weimarer Republik, da es sich fest etabliert hatte. Für wache Geister ist die Konsequenz erkennbar: die Unausweichlichkeit einer Schreckensherrschaft.

Die Botschaft dieses Films, Dr. Mabuses Testament, bleibt hier nicht mehr nur Fiktion, die in ihm enthaltene Wahrheit spiegelt die Realität. Mit einem Paukenschlag wird alle Hoffnung auf ein Entrinnen zunichte; ab dem 30. Januar 1933 sind die Nationalsozialisten an der Regierung und können ihre Herrschaft im Staat aufbauen, eine Herrschaft des Verbrechens. Verbrechen können nur gedeihen, wenn sie verdunkelt und verleugnet werden, die Offenlegung und Bewusstmachung ist ihr größter Feind. Der neue nationalsozialistische Reichspropagandaminister Dr. Joseph Goebbels verbietet am 29. März 1933 das Erscheinen des Films ‚Das Testament des Dr. Mabuse’.

Eine Ära der Freiheit des Geistes, der künstlerischen Ausdrucksformen und der Hoffnung auf Menschlichkeit ist beendet. Wie ein Myzel durchdringt die neue Macht mit ihrer Herrschaft des Verbrechens den schwachen menschlichen Geist, und diejenigen, die nicht fliehen, sondern bleiben und sich dennoch nicht anstecken lassen, halten sich besser bedeckt.


„Der Bildhauer Schulze-Mittendorf beugt sich über Dr. Mabuses Leiche und formt auf Klein-Rogges Gesicht den Frieden des Todes. Sein Spatel fährt, getränkt mit Plastilin, über Kinn und Wangen und über den steilen Höcker der Nase. In dem Schein der Lichtkegel, die Dr. Mabuses Totenbahre umstrahlen, „platzt der Leiche immer die Fassade ab“, wie der Bildhauer sagt.“ 

(Siehe untenstehenden Zeitungsartikel)


Walter Schulze-Mittendorff als Akteur in der Szene der Vorlesung von Prof. Baum.

(Standbild: Mit freundlicher Genehmigung von Anthea Film)


‚Tempo’ Nr. 280, 2. Beilage, November 1932


Wie viele Filme Langs, zeigt auch ‚Das Testament des Dr. Mabuse’ die tief sitzende, scheinbar unbeherrschbare Abgründigkeit menschlicher Triebkräfte, die verführend auf ihre Umgebung wirken. Als Insasse einer „Irrenanstalt“ leidet Dr. Mabuse an einer Verrücktheit, die über alle Maßen ebenso gefährlich wie ansteckend ist. Er erscheint als Inkarnation des Verderbens und als solcher als geisteskrank; ein krankes Hirn, das sich Verbrechen ausdenkt und dabei eine große Suggestivkraft entfaltet. Der behandelnde Arzt und Anstaltsleiter, Professor Baum, ist besessen von seinem Patienten und wird zu dessen Werkzeug im Aufbau einer raubenden und mordenden, sowie Terror verbreitenden Organisation. Dabei wirkt Dr. Mabuse auf gespenstische Weise auf Professor Baum ein und dieser verwirklicht, im Geheimen und anscheinend stets hinter einem Vorhang verborgen, dessen verbrecherische Gedanken.

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